RFID/NFC als Hilfe für Menschen mit Sehbeeinträchtigung im ÖPNV

RFID, also die Objektidentifizierung mit Hilfe eines Funksignals und eines antwortenden Schaltkreises ist in der Industrie bereits fest integriert.

Verschiedene Studien haben den Nutzen von RFID/NFC für Menschen mit Beeinträchtigung der Sehleistung bereits dargelegt.
(z.B. unter dem Namen BUS-ID http://www.hsu-hh.de/aut/index_Cpb5mbolsp7SBzgx.html?action=setlanguage&...)

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass das Verfahren von BUS-ID mehrere gravierende Nachteile mit sich bringt.
- Es setzt die aktive Verdrahtung jeder Haltestelle und jedes Verkehrsteilnehmers voraus.
- Die Betroffenen sind eindeutig gekennzeichnet und können sogar über die Technik verfolgt werden. (Datenschutz)

Der von uns vorgeschlagene Weg ist kostengünstiger, flexibler und funktioniert auch im Bereich ohne Stromversorgung und hält die Erfordernisse des Datenschutzes konsequent ein.
Nur, wenn der Betroffene Information wünscht, wird das Funksignal aktiviert, eine Verfolgung mit z.T. ungewollten Informationen ist nicht möglich.

Aus Fairnessgründen muss gesagt werden, dass das BUS-ID-Verfahren vor mehr als 6 Jahren konzipiert wurde und deshalb noch den Wirtschaftlichkeitszwängen der damaligen Preisgestaltung unterlag (Preis für Sender und Empfänger, sogenannte Tags waren hoch).

Wie solls funktionieren:
Jede Halteposition (im Bereich des RVV etwa 1500 Positionen/Haltestellen) wird mit einem oder mehreren Klebeempfängern ausgestattet, die den Urheber (RVV), den Namen der Haltestelle (Lilienthalstraße), die Zielrichtung (Stadtwesten) und die anfahrenden Buslinien (1, 4) dokumentiert. Diese und nur diese Information wird im Tag gespeichert.
Der Datensatz liest sich dann etwa so: "ÖPNV-INFO - RVV - Haltestelle Lilienthalstraße - Ziel Prüfening - Buslinie 1"
Der Aufkleber besitzt die Größe eines 2€-Stücks und kostet pro Stück derzeit je nach Ausstattungsmerkmalen zwischen 0,06 und 0,10 €, Die Vollausstattung aller Haltestellen ohne Programmierung und Logistik würde also bei 1.500 Haltepositionen mit je 3 Tags (Redundanz, größere Abdeckung) etwa 450€ kosten / Die Programmierung aller Aufkleber würde
(3 x 1.500 Stück) würde etwa 200€ kosten. Der kostenaufwendigste Teil, das Anbringen der Aufkleber kann mit dem Ausbringen von neuen Aushängen zentral vorbereitet werden (1 Aufkleber auf der Rückseite des laminierten Fahrplanaushangs, je 1 Aufkleber an Haltestellenfahne bzw. Wartebereich)

Die Aufkleber werden kontaktlos aus einer Entfernung von bis zu 2 Metern in alle Richtungen ausgelesen und können etwa an Haltestellensäulen, Halteschildern, ausgehängten Plänen und auch hinter Glas (Vandalismusschutz) angebracht werden.

Selbst bei Verlegungen von Haltestellen lässt sich das System weiter nutzen.
Wird etwa eine Haltestelle aufgrund einer Baumaßnahme verlegt, so wird mit Schliessen der Haltestelle (rote Schutzkappe auf Haltestellenfahne) ein neuer, leistungsstärkerer Aufkleber mit der Lage der neuen Haltestelle ("ÖPNV-INFO - RVV - Baustelle - Keine Bedienung der Haltestelle. Ersatzhaltestelle 30 Meter in Fahrtrichtung") wird ortsnah angebracht und nach Beendigung der Baumaßnahme wieder entfernt. (Kosten: < 1€)

An Haltestellen mit hoher Anfahrfrequenz, mehreren Linien und bereits vorhandenem Stromanschluss lassen sich durch aktive Sender auch weitere, detailliertere Informationen, etwa zur Reichenfolge und Ankunftszeit der nächsten 3 Busse mit größerer Sendereichweite mitteilen.Die Informationen können dynamisch aus dem Leitsystem eingelesen und verarbeitet werden. Bei Ausfall der Leitstelleninformation übernehmen die nicht veränderlichen Aufkleber die Grundversorgung mit Information.
(Muster: "ÖPNV-INFO - RVV - Haltestelle Dachauplatz - Ziel Stadtwesten - Linien 1, 2, 6, 11. Nächste Busse: Linie 1 Prüfening in 2 Minuten, Linie 2 Graß in 4 Minuten, Linie 6 Wernerwerkstraße in 8 Minuten, Linie 11 Roter-Brach-Weg in 14 Minuten")

Die Betroffenen müssen im Besitz eines RFID-Lesegeräts oder NFC-tauglichen Handys (etwa die Hälfte der nach 2014 produzierten Geräte) sein um die Information ablesen zu können. Ein einfaches Lesegerät kostet zwischen 8€ und 50€ je nach Ausstattung und Fähigkeiten. Je nach Art und Stärke der Einschränkung kann die Information dann in Großschrift auf einem Display, als Braillezeile oder als Ansage über einen kleinen Lautsprecher oder Kopfhörer vermittelt werden.
Die Informationsausgabe erfolgt nur nach aktiver Anforderung durch den Benutzer (Knopf drücken - Aufkleber wird ausgelesen - Information wird dargestellt/vorgelesen)
Der Benutzer wird auch nicht mit unerwünschten Informationen zu bereits bekannten Stationen überfrachtet, nur weil er sich für wenige Schritte aus dem Sendebereich entfernt und wieder angenähert hat)

Kosteninformation:
Für die gesamte Infrastrukturmaßnahme wäre ein Gesamtaufwand von ca. 500€ auf Seiten des RVV (bei Verwendung von 3 Aufklebern je Halteposition) sowie ca. 50€ (Selbstzahler) je Betroffenem. Verschiedene RFID-Lesegeräte besitzen bereits eine eigene Hilfsmittelnummer und werden von den Krankenkassen bezahlt (ca. 300€ Krankenkasse + 10€ (Hilfsmittelgebühr) vom Betroffenen) und haben die Einführungsphase mit allen erdenklichen technischen Anfangsproblemen vor etwa 3 Jahren durchschritten.

Erfreuliche Nebeneffekte: Auf dem Tag kann in Zusammenarbeit mit Stadt und Landkreis auch mehrsprachige Touristeninformation angebracht sein, etwa ein Link zu den nächstgelegenen Sehenswürdigkeiten etc. -> Synergieeffekt. Somit ist die RFID für jeden mit Lesegerät behinderungsunabhängig als Orientierungshilfe und evtl. als Notfallortsangabe nutzbar. Durch Auslesen der Anfragehäufigkeit lassen sich streng anonymisiert Aufrufhäufigkeiten der verlinkten und aktiv aufgerufenen Information auswerten. (Musterfragestellung: "Wie häufig wurde z.B. die Information am Marc-Aurel-Ufer in spanischer Sprache im Mai 2015 auf der Webseite der Stadt Regensburg aufgerufen?"). Desweiteren lassen sich Informationen zu Vandalismus leichter erfassen.